Die mālikītische Jurisprudenz, die in seinem Werk Kitābal-Muwaṭṭa, das als das älteste islamische Buch über die islamische Jurisprudenz gilt, festgehalten wird, basiert auf der Anerkennung von der ʿAmal Ahl al-Madīna, die er als ein judikatives System zusammengefasst hat.
Diese Art von ḥadīṯgestützter Fiqh basiert primär auf dem Koran, dann der Sunna und zuletzt auf der Iǧmāʿ, die neben dem allgemeinen Konsens der Muslime, den Konsens der Muslime aus Madīna beinhaltet. Dieser Konsens kann sogar höher eingestuft werden als ein singulär tradierter Ḥadīṯ, da diese Art von Iǧmāʿ als ein Nachweis für die Handlungen des Propheten angesehen wurde.
„Als Kennzeichen der mālikītischen Schule ergibt sich somit die Dominanz und tiefe Ausschöpfung traditionsgestützter Quellen gegenüber rationalen Operationen sowie die herausragende Stellung, die bei alledem der Rechtspraxis von Madīna eingeräumt wird.“
Die mālikītische Rechtsschule gilt als die älteste Rechtsschule und findet großen Anklang bei den Muslimen im Norden Afrikas. Diese Form der Rechtsauslegung geht bis zum Propheten zurück und bezieht sich neben den Hauptquellen Koran und Sunna auch auf die Iǧmāʿ der Ahl al-Madīna. Insbesondere die ʿAmal Ahl al-Madīna hat eine fundierte Bedeutung in dieser Rechtsfindung, da sie als Beweis der Handlungen des Propheten gilt.
Das Bündnis Als Stimme Eines Traditionellen Islams In Deutschland
Das islamische Glaubensbekenntnis besagt, dass es keine Gottheit außer dem einen Gott (arab.: Allâh) gibt und dass der Prophet Muḥammad der Gesandte Gottes ist. Monotheismus und Prophetie bilden also die unbedingten Fundamente der islamischen Religion. Entsprechend glauben wir Muslime daran, dass sich Gott im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder offenbart hat, wobei für uns der Koran (arab.: al-Qur’ân) die letzte und somit abschließende Offenbarungsschrift darstellt. Neben dem Koran gibt uns das Beispiel des Propheten Muḥammad (arab. Sunnah) im Alltag Halt und Orientierung. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass sowohl der Koran als auch die Sunnah in erster Linie Texte beziehungsweise Textsammlungen sind, welche erst durch den Prozess der Analyse und Interpretation verständlich werden.
Folglich haben sich in der Geschichte verschiedene Interpretationstraditionen entwickelt, von denen einige bis in die Tage des Propheten und der frühen muslimischen Gemeinde zurückreichen. Als sunnitische Muslime stehen wir in einer solchen authentisch überlieferten und doch bis heute lebendigen Tradition. Hierin unterscheidet sich der BMG beispielsweise von so genannten „neo-salafistischen“ Strömungen, welche – obwohl sie sich zum Teil auf dieselben Grundlagentexte beziehen – die reiche und vielfältige islamische Geistestradition als Abweichung von der ursprünglichen göttlichen Botschaft ablehnen. Im Gegensatz dazu sehen wir in den tradierten Formen islamischer Religiosität und Gelehrsamkeit die Garanten für Authentizität sowie eine unschätzbare spirituelle und ethische Ressource, welche – wenn zeitgemäß vermittelt – auch und gerade heute lebenden Menschen religiöse Heimat und Sinn vermitteln kann.
Als Zusammenschluss, von in ihrer Mehrheit aus der Maghrebregion stammenden traditionell-sunnitischen Muslimen, vertritt der BMG in Fragen von Dogmatik und Glaubenslehre (arab.: ‘Aqîdah) die Positionen der asch’aritischen Theologie und folgt in der praktischen Religionsausübung (arab.: Fiqh) der malikitischen Rechtschule. Letztere geht in ihrem Ursprung auf Imâm Mâlik b. Anas (715 -795) zurück und ist heute vor allem in den Staaten der Maghrebreigion sowie in Westafrika verbreitet.
Diese Rechtschule hat im Laufe der Geschichte viele große Gelehrte (wie Yahya al-Laythî, Abû ‘Abd Allâh Al-Qurṭubî, Ibn Khaldūn oder al-Qāḍī ʿIyāḍ) hervorgebracht, deren Werke noch heute vielerorts höchste Wertschätzung erfahren. Zu den einflussreichsten zeitgenössischen malikitischen Gelehrten zählen unter anderem Shaykh ‘Abdallah Bin Bayyah, Shaykh Hamza Yusuf, Shaykh Salah al-Dîn al-Tîjânî oder Prof. Sherman Jackson.
Darüber hinaus erkennt der BMG die religiöse Bedeutung der verschiedenen spirituell-geistigen ‚Wege‘ (arab.: Ṭuruq, Plural von Ṭarīqah) an, deren Lehren unter Begriffen wie Tasawwuf beziehungsweise Tazkiyah („[Innere] Reinigung“) zusammengefasst werden. Hiermit positioniert sich unser Verband klar innerhalb der überlieferten Tradition sowie des Konsenses der muslimischen Gelehrten unserer Zeit. Als Religionsgemeinschaft setzen wir uns für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in diesem unserem Land ein und sprechen uns klar gegen jede Form von Abschottung, Sektiererei, Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Extremismus aus. Das Grundgesetz und die freiheitlich-demokratische Grundordnung sehen wir dabei als Garanten der individuellen Freiheit und Sicherheit in unserem Land an, welche es unbedingt zu stärken und zu schützen gilt.
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